Bei uns fällt gelegentlich der Begriff „kommerzielles digitales Design“. Dabei haben wir dies im Sinn: Wir nehmen Geschäftsziele in den Blick, die nichts mit Design zu tun haben, und greifen nach designerischen Mitteln, damit sie sich erreichen lassen.

Das ist allerdings leichter gesagt als getan, denn es kann sich schmerzlich auf das auswirken, was Agenturen für gewöhnlich antreibt.

Zunächst einmal braucht es ein Bewusstsein dafür, dass das Design kein Selbstzweck ist. Entscheidend ist nicht, wie etwas aussieht. Entscheidend ist, dass es funktioniert. Es ist einfach eine glückliche Fügung, dass attraktive Websites tendenziell auch gut laufen, wohingegen unansehnliche Websites ihren Zweck meist weniger erfüllen.

Klingt, als würde dies die Berufsehre aller Designer:innen verletzen? Nicht so bei Kooba, denn bei uns sind zum Glück nicht durchschnittliche Webdesigner:innen am Werk, sondern großartige! Und die verstehen – dafür kann ich meine Hand ins Feuer legen –, dass es beim Design keineswegs nur um Sehenswertes geht, sondern vielmehr um kreative Antworten auf ganz bestimmte Herausforderungen.

Warum Kreativität den Unterschied ausmacht – nach wie vor

Mir liegt das wichtigste Wort im vorigen Absatz am Herzen: kreativ. Gibt es Spielraum für Kreativität in einer Welt, in der Marketing, Design, User Experience und all diese Aspekte immer stärker systematisiert werden?

In einer digitalen Welt, in der alles gemessen, optimiert und bis zur Ermüdung getestet wird: Sind da kreative Prozesse, wie wir sie kennen, Zeit- und Geldverschwendung?

Oder: Ist Kreativität heute nur noch ein schematisches Prozedere? Ein Vorgang des Befolgens von Regeln bzw. des Anwendens von Regeln auf das, was in der Anfangsphase eines Projekts an Anforderungen aufgelistet und für das Nutzererlebnis vorgegeben wurde?

Man muss kein Genie sein, um vorherzusagen: Meine Antwort auf diese Fragen lautet Nein.

Genauer gesagt: Meines Erachtens ist Kreativität heute wichtiger denn je und verdient mehr Schutz als je zuvor. Gerade weil wir in einem datenzentrierten Zeitalter leben, benötigen wir ein weitreichendes Verständnis dessen, was Daten können und was sie nicht können. In dieser Konstellation müssen wir Kreativität Raum geben, in dem sie sich frei entfalten kann.

Es kommt fast einer Begriffsdefinition gleich, wenn man sagt, Kreativität ist die Kunst, neuartige Antworten für bestimmte Herausforderungen zu entwickeln. Die Alternative ist, immer wieder das Gleiche zu tun, also digitales Design als eine Art vorhersagbare Tretmühle. Die Zahl der Unternehmen (in jeder beliebigen Branche), die mit diesem Ansatz erfolgreich waren oder sind, ist gleich null.

Damit also Unternehmen bestehen und erfolgreich sein können, besteht unsere Aufgabe hierin: dafür sorgen, dass der Stellenwert von Kreativität in allen erdenklichen Organisationen geschützt und respektiert wird.

Freiraum für Kreativität schaffen

Es mag wie ein Widerspruch in sich wirken, Regeln für Kreativität aufzustellen. Doch um unserer Aufgabe gerecht zu werden, müssen wir genau das tun. Dabei sei klargestellt: Dies sind keine strikten Regeln für Prozesse. Kreativität kann man nicht verwirklichen. Stattdessen kann sie sich verwirklichen, wenn man in die entsprechenden Rahmenbedingungen investiert. Da kommt der bereits angesprochene Raum für Kreativität ins Spiel. Hier sind wir gefragt. Und dabei bieten sich uns mehrere Möglichkeiten:

Einfallsreiche Köpfe ans Werk lassen

Es gibt fraglos Herangehensweisen, mit denen sich Kreativität fördern lässt; einige davon greife ich im Folgenden auf. Doch letzten Endes sind es Menschen, insbesondere schöpferische Menschen, die Kreativität hervorbringen. Ich finde die Behauptung abwegig, alle großen Ideen würden von Individuen in die Welt gesetzt, die zufällig vom Genius geküsst wurden. Meines Erachtens kommen Organisationen ins Straucheln, wenn sie nicht die richtigen Köpfe in ihren Reihen haben. Wer neue Teammitglieder ins Unternehmen holt, sollte sich auch auf die kreativen Fähigkeiten der Kandidat:innen einlassen, um keine Chancen zu vergeben.

„Möge die Macht mit Dir sein“

Manchmal muss man es einfach wie Obi-Wan Kenobi machen: Computer ausschalten und loslassen. Das bedeutet, sich daran zu erinnern, dass wir menschliche Wesen sind, die für andere menschliche Wesen entwerfen. Nicht Datenpunkte, nicht Trends, nicht Analytik, sondern echte Menschen. Noch einmal, damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich halte Geschäftsziele auf keinen Fall für unwichtig, ganz im Gegenteil. Mir geht es vielmehr um dies: Der Weg dahin kann einer sein, der bisher kaum (oder sogar noch nie) beschritten wurde. Man sollte sich nicht durch zwanghafte Konzentration auf Daten daran hindern lassen, unterschiedlichste Wege zu erkunden.

Bloß keine Eile!

Wenn es einen garantierten Kreativitätskiller gibt, dann ist es das Drängen auf Schnelligkeit. Was kann man schon ausrichten, wenn man in nur 24 Stunden ein kreatives Konzept abliefern soll? Neue und unverwechselbare Antworten für das Briefing aufspüren und etwas wirklich Originelles hervorbringen? Oder das tun, was beim letzten Mal funktioniert hat, und auf das Beste hoffen? Wir alle kennen die Antwort: Auf kurze Sicht kann das funktionieren, auf lange Sicht ist es ein quälender Tod.

Mit Ruhe und Umsicht entscheiden

Das richtige Umfeld spornt zu neuen Ansätzen an, auch wenn sie mehrheitlich vermutlich nicht funktionieren. Wenn Innovation ständig mit Skepsis beantwortet wird, ist klar, was passiert: Menschen präsentieren nichts Neuartiges mehr. Stattdessen sollte es für alle Unternehmensebenen das Leitmotiv sein, Gelegenheiten zu ergreifen und Neues auszuprobieren. Wie erwähnt sind längere Fristen hierbei Gold wert. Wenn etwas partout nicht funktioniert, bleibt so noch Zeit für einen Kurswechsel.

Neue Fahrwasser ausprobieren

Es ist nur die halbe Miete, über den Tellerrand hinaus zu blicken. Man muss auch mal über ihn hinaus gehen. Also: weg vom Schreibtisch, rein in die Welt! Mit Menschen ins Gespräch kommen. Eine Galerie besuchen. Ein gutes Buch lesen. Wie Dave Trott (eine Größe der Kreativbranche) in 1+1=3 überzeugend argumentiert, ergibt sich Kreativität beim Aufeinanderprallen unzusammenhängender Ideen. Wer nur Blogs über digitales Design liest, kommt nie an diesen Punkt. Die Devise muss stattdessen lauten: sich unterhalten, Dinge teilen, sich umsehen, immer die Sinne geschärft halten, um neue Perspektiven ins Spiel zu holen. Großartiges Design erwächst oft aus Spiel, weniger aus Arbeit. Die Zeit dafür sollte man sich nehmen.

Wir sind gespannt!

Dein Unternehmen kann mit diesen fünf Anregungen hoffentlich Kreativität ankurbeln. Andernfalls kann bestimmt Lektüre helfen, Lektüre von Texten, die meinem widersprechen. Das sollte zu eigenen, besseren Schlussfolgerungen verhelfen!

Kreativität ist nicht der Feind der Zahlen. Sie macht es möglich, dass die Zahlen am Ende stimmen. So sind Kommerz und Kreativität im Einklang.

Wir freuen uns auf anregenden Austausch über unsere Ideen!

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